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Neues junges Kulturdenkmal in Esslingen zum Tag des offenen Denkmals 2022

Alexander von Brancas Behördenbau in Esslingen zeigt beispielhaft das neue Bauen in der alten Stadt in den 1980er-Jahren

Pressemitteilung Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

 

In diesem Jahr richten die Stadt Esslingen am Neckar und das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart gemeinsam die baden-württembergische Eröffnung zum Tag des offenen Denkmals unter dem Motto „KulturSpur. Ein Fall für den Denkmalschutz“ aus. Passend zur Festveranstaltung ist die Denkmalliste Esslingens um ein Objekt reicher: das Behördenzentrum vom renommierten Münchener Architekten Alexander von Branca (1919-2011), 1983 bis 1989 am Rande der Altstadt erbaut.

 

„Die Planung ist beispielhaft für ein neues Bauen im historischen Stadtkern in den 1980ern. Brancas Behördenzentrum ist ein anschauliches, gut überliefertes Dokument für den Wertewandel der Architektur nach 1975, für das damals neu wertgeschätzte Bauen im Bestand und damit für die Architekturgeschichte des späten 20. Jahrhunderts“, so Landeskonservator Martin Hahn vom LAD. Der Bau zeigt im Ganzen ebenso wie im Detail eine gestalterische Qualität, die eindrucksvoll vor Augen führt, dass hier der städtebauliche Kontext in nicht alltäglicher Art und Weise aufgegriffen und fortgeschrieben wurde.

 

„Der Bau fügt sich sehr gut in die Altstadt ein und bringt dabei ein riesiges Bauvolumen unprätentiös unter. Der zentrale Standort ist für die Polizei wichtig: So sind in dem Gebäude mehrere polizeiliche Einrichtungen (die Kriminalpolizeidirektion Esslingen, das Polizeirevier Esslingen und der Verkehrsdienst Esslingen) auf insgesamt 15.224 m² Bruttogrundfläche, verteilt über acht Geschosse, untergebracht. Der Standort wird derzeit an die aktuellen Bedürfnisse der Polizei angepasst, eine grundlegende Sanierung wird mittelfristig zu planen sein“, erläutert Corinna Bosch, Leiterin des Amts Ludwigsburg vom Landesbetrieb Vermögen und Bau.  Auch die Stadt Esslingen als Teileigentümerin, vertreten durch Baubürgermeister Hans-Georg Sigel, würdigt den Baukomplex, in dem sich mehrere städtische Ämter befinden als einen „markanten Bestandteil der jüngeren Stadtbaugeschichte von Esslingen am Neckar. Im Rahmen der langjährigen Sanierungsbemühungen wurden nicht nur zahlreiche historische Bauten saniert und instandgesetzt, es wurde auch neu gebaut in der Altstadt und das oft auf hohem Niveau.“

 

Im Rahmen der Nacht und des Tags des offenen Denkmals wird es auch eine Führung „Der Sanierung auf der Spur. Eine kleine Geschichte der Altstadtsanierung in Esslingen.“ geben, die den folgenden Themen nachgeht: Was und wie wurde in den 1970er und 1980er-Jahren saniert? Wie sah das neue Bauen in der alten Stadt aus? Die Führung von Landeskonservator Martin Hahn kommt selbstverständlich auch am „Branca-Bau“ vorbei.

 

Hintergründe:

1978 wurde vom Land Baden-Württemberg und der Stadt Esslingen ein Wettbewerb zur Erbauung eines Behördenzentrums ausgelobt. Das Plangebiet befindet sich in direkter Nachbarschaft zum Dominikanerkloster und der Frauenkirche am westlichen Rand des historischen Stadtkerns. Die Wettbewerbsentwürfe spiegeln den damaligen Paradigmenwechsel im Bauen im historischen Kontext beispielhaft wider. Sowohl der Entwurf des Esslinger Architekten Albert Ruf als auch die Planung von Alexander von Branca aus München verfolgten eine städtebaulich qualitätvolle Neubebauung, die sich durch gestalterische Vielfalt stimmig in das Gefüge der historischen Bebauung einbringt, die markante Sichtbeziehung zwischen dem Turm der Frauenkirche und dem Schelztor betont und mit spannungsvollen Freiräumen überzeugt, so das Urteil der Jury. Beide Entwürfe wurden prämiert und zur Überarbeitung angehalten. Im zweiten Wettbewerbsdurchlauf 1979 ging schließlich Alexander von Branca als Gewinner hervor. Dem ortsansässigen Albert Ruf wurde die Bauleitung des Projektes übertragen.

 

Das Behördenzentrum mit einer Gesamtfläche von 9.500 m² wurde in zwei Abschnitten 1983 bis 1987 und 1987 bis 1989 realisiert. Der Neubaukomplex besticht weniger durch eine in dieser Zeit zu erwartende postmoderne Architektursprache als vielmehr durch das unprätentiöse Einfügen der großen Baukörper in den sensiblen Stadtraum in Esslingen, ohne jedoch ein langweiliges Anpassen zu zeigen. Geschickt ordnet Branca nach eigener Aussage die Architektur der Neubauten der Sprache der Region zu, nimmt Elemente aus der historischen Architektur als Inspiration auf und kombiniert sie neu. Der neu ausgebildete Stadtrand etwa wurde mit Turmzitaten schöpferisch in Szene gesetzt, ohne die exakte Lage der einstigen Stadtmauer zu besetzen oder ein originalgetreues Abbild zu sein. Ebenso eine gekonnte Inszenierung stellt die Sichtachse zwischen Frauenkirche und Schelztor dar. Die meisterhafte Verteilung der großen Baumasse im historischen Stadtbild lässt sich eindrucksvoll im vielzitierten Blick vom Neckarhaldenweg nachvollziehen.

 

Anlagen:

Unter https://t1p.de/aedjj können Sie folgende Bilder herunterladen:

 

  • Fotos von Alexander von Brancas Behördenbau; Quelle: Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart; Andreas Dubslaff

 

Gerne können Sie die Bilder unter Angabe der Quelle für Ihre Berichterstattung verwenden.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

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