Geschichte, Auftrag, Struktur

Archäologische Restaurierung

Werkstätten und Fundarchiv

Die Restaurierung der Archäologischen Denkmalpflege findet zum größten Teil in den Werkstätten des Landesamtes für Denkmalpflege statt. Die zahlreichen Funde aus Gräberfeldern und Siedlungsplätzen müssen oft sehr rasch geborgen werden, damit die Baumaßnahmen, bei denen sie zum Vorschein kommen, fortgesetzt werden können. Zur Restaurierung werden die Funde in die regionalen Dienstsitze des Landesamtes, in das Gefriermagazin in Esslingen (-20°C) oder in das Zentrale Fundarchiv nach Rastatt gebracht. Jedes Material erfordert eigene Lagerbedingungen. So kann zum Beispiel der Verfall von Metallfunden durch kühle Temperaturen verlangsamt werden.

Dokumentation und Voruntersuchung

In Esslingen werden alle Funde mittels eines digitalen Röntgensystems dokumentiert. Viele Objekte treffen als so genannte Blockbergungen ein. Die Gipsblöcke sichern den originalen Fundzusammenhang und erhalten den Fund in seinem umgebenden Erdreich. Das Röntgen ermöglicht es, noch vor der Öffnung des Blocks erste Aufschlüsse über den Blockinhalt zu erlangen. Dank der Anwendung der 3D-Computertomographie (3D-CT) lassen sich sogar organische Materialien, zum Beispiel Horn, Holz, textile Reste und mehr, erfassen. Dies hilft, die Priorität der Freilegung festzulegen und den restauratorischen Arbeitsbedarf zu bestimmen. Die Grenzen und Möglichkeiten der 3D-CT wurden im Rahmen einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Pilotstudie in Kooperation mit der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg erforscht.

Schwerpunkte der Archäologischen Restaurierung

In den Werkstätten werden Funde jeglichen Materials restauriert. Die Schwerpunkte der Esslinger Werkstatt liegen in den Bereichen der Glasrestaurierung, der Metallkonservierung und -restaurierung sowie der Nassfundkonservierung. Bei komplexen Fundzusammenhängen kooperieren die Restauratorinnen und Restauratoren mit dem Fachbereich Textilarchäologie, geleitet durch die einzige Textilarchäologin in der staatlichen Denkmalpflege Deutschlands. Regelmäßig verbringen Studentinnen und Studenten des Studiengangs Objektrestaurierung der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart zwei Semester ihres Grundstudiums in der Archäologischen Restaurierungswerkstatt.

Neue Konzepte zur Fundbewältigung

Der große Umfang bereits geborgener und noch folgender Fundmengen stellt eine logistische Herausforderung dar. Personal und Lagerflächen reichen nicht aus, um alle Funde freizulegen und zu konservieren. Daher müssen die Arbeitsprozesse stets optimiert und neue Konzepte entwickelt werden. Derzeit konzentriert sich die Esslinger Restaurierungswerkstatt auf die Entsalzung von Eisenobjekten, die neben Keramikfunden zahlenmäßig das größte Fundaufkommen darstellen und gleichzeitig die größten konservatorischen Probleme verursachen. Das Landesamt für Denkmalpflege stellt außerdem Laborausstattung und Fundmaterial für ein Projekt der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste zur Weiterentwicklung der Eisenentsalzung zur Verfügung. Projektinhalte sind die ökonomische sowie ökologische Optimierung der bisher empirisch bewährten, aber mit Nachteilen behafteten Alkali-Sulfit-Entsalzungsmethode.

Präsentation der neuesten Funde

Nach ihrer Restaurierung in den Esslinger Werkstätten wandern alle Funde in das Zentrale Fundarchiv nach Rastatt. Von dort werden sie für Ausstellungen an verschiedene Museen ausgeliehen, wie zum Beispiel an das Archäologische Landesmuseum Konstanz. Die wichtigsten Stücke sind jährlich bei der Buchpräsentation der "Archäologischen Ausgrabungen Baden-Württemberg" im Hauptsitz in Esslingen am Neckar zu sehen. Der Termin findet jedes Jahr Ende Juli statt.

Neueste Technologien und interdisziplinäre Zusammenarbeit

Die Archäologische Restaurierung im Landesamt für Denkmalpflege stützt sich bei allen Arbeiten auf eine moderne Ausstattung sowie neueste Erkenntnisse aus der internationalen Konservierungsforschung. Kooperationen mit zahlreichen Institutionen erlauben eine fachübergreifende Bearbeitung der Funde, um die bestmöglichen Erhaltungsbedingungen für das mühsam geborgene, oft einzigartige Kulturgut zu ermöglichen.