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Bau- und Kunstdenkmalpflege: 30 Jahre Internationale Gartenbauausstellung „IGA“ Stuttgart

Landesamt für Denkmalpflege stellt Wartbergpark und Leibfried’schen Garten unter Schutz

Pressemitteilung Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

 

Am 23. April 1993 eröffnete Bundespräsident Richard von Weizsäcker die Internationale Gartenbauausstellung „IGA“ in Stuttgart. Zum 30-jährigen Jubiläum hat das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart nun den Wartbergpark und den Leibfried’schen Garten als zentrale Bestandteile der IGA 1993 unter Schutz gestellt.

 

Prof. Dr. Claus Wolf, Präsident des LAD, erläuterte: „Parallel zur Erfassung jüngerer Baudenkmale hat die Denkmalpflege in Baden-Württemberg auch die Gärten und Parks dieser Zeit wissenschaftlich untersucht. Wichtige Werke der jüngeren Gartenbaugeschichte wurden jetzt als Denkmal benannt.“

 

„Die IGA 1993 bestach durch eine durchdachte Gartenplanung, bei der – typisch für die 1980er und 1990er Jahre – die Themen Ökologie und Kunst eine große Rolle spielten“, ergänzte Andreas Buschmeier, Gartendenkmalpfleger im LAD. „So war das Leitmotiv der IGA ‚Verantwortungsbewusster Umgang mit der Natur in der Stadt‘.“

 

Karola Ortmann, Leiterin des Garten-, Friedhofs- und Forstamts der Landeshauptstadt Stuttgart sagte: „Die Parkanlagen der IGA 1993 sind wichtig als grüne Lunge der Stadt und als Erholungsraum im dicht besiedelten Talkessel. Durch die Vernetzung bestehender Parks mit den neu angelegten Grünanlagen steht heute ein acht Kilometer langer Grünzug in zentraler Lage zur Verfügung.“

 

Buschmeier fasst die Begründung des LAD für die Unter-Schutz-Stellung der Gartenanlagen zusammen: „Wartbergpark und Leibfried‘scher Garten bilden ein bedeutendes Dokument der Gartenkunst der frühen 1990er Jahre. Programmatisch steht die IGA 93 in der Tradition vorhergehender Gartenschauen, in denen Kunst, städtebauliche Einbindung und, spätestens seit Mitte der 1980er Jahre, auch Ökologie zentrale Themen sind. Sowohl der künstlerische Umgang, als auch die Art der Einbindung von Parkanlagen in die Stadtstruktur setzten jedoch neue Maßstäbe. Die Eigenschaft als erste und bisher einzige Weltausstellung in Baden-Württemberg rückte die Stadt Stuttgart in nationale und internationale Aufmerksamkeit. Am Erhalt der Bestandteile der IGA 1993 besteht aufgrund der wissenschaftlichen, künstlerischen und heimatgeschichtlichen Gründe wegen des außergewöhnlichen und wegweisenden Gestaltungskonzeptes und deren hohem Maß an Integrität und Authentizität ein öffentliches Interesse.“

 

Die IGA 1993 in Stuttgart zählt damit bundesweit zu den jüngsten denkmalgeschützten Parkanlagen.

 

Hintergrundinformationen:

Der Zusammenschluss bis dato räumlich voneinander getrennter öffentlicher Grünflächen war ein lang gesetztes städtebauliches Ziel in Stuttgart. Bereits in den 1920er Jahren hat es Überlegungen dazu gegeben. Beabsichtigt war eine Verbindung vom drei Abschnitte aufweisenden Schlossgarten über den Rosensteinpark, Leib-fried‘schen Garten, Wartberggelände zum Höhenpark auf dem Killesberg. Durch die Internationale Gartenbauausstellung 1993 konnte im Zuge der Neugestaltung des Wartbergareals und des Leibfried‘schen Gartens dieser als „Grünes U“ bezeichnete Grünzug geschlossen werden.

 

Die bestehende räumliche Trennung durch größere Verkehrswege machte eine Überbrückung durch Fußgängerstege nötig. Beispielhaft ist hier die Folge der eleganten Hängebrücken Bombaysteg und Brünner Steg, die die Bereiche Wartberg und Leibfried‘scher Garten verbindet oder auch der Lodzer Steg, der den Leibfried‘schen Garten mit dem Rosensteinpark mit einer tragenden Seilnetzkonstruktion verknüpft. Sieger des planerischen Wettbewerbes war die Planungsgruppe „Luz und Partner“, welche anschließend mit der Umsetzung beauftragt wurde. In der Planungsgruppe waren vertreten: Gartenarchitekt Hans Luz für Gesamtkonzept und Landschaftsgestaltung sowie Bauingenieur Jörg Schlaich mit seinen Partnern für die Fußgängerbrücken und für den Aussichtsturm auf dem Killesberg.

 

Die Gestaltung des Wartbergparks wurde maßgeblich von zwei Leitthemen geprägt. Zum einen von ökologischen Aspekten, zum anderen durch die Einbeziehung von Kunst in die landschaftliche Gestaltung. Zum Thema Ökologie zählen der Erhalt von Obstbaumbeständen und Trockenmauern. Um natürliche Vorgänge in der Natur vermitteln zu können, entstand das Ökologiezentrum der VHS und der an Bauerngärten angelehnte VHS-Naturgarten. Auf neuem Grundriss vorhandener Grabelandflächen entstanden „Gütle“ (Kleingärten), die ebenfalls Teil des ökologischen Gesamtkonzeptes sind. Sie wurden in alte Trockenmauern und alten Baumbestand integriert. Auch das Wasser nimmt im Wartbergpark eine wichtige Rolle ein: Der Egelsee mit der von Hans Dieter Bohnet gestalteten Kugel hat zentrale Bedeutung. Im See vollzieht sich am deutlichsten der Wandel vom Natürlichen zum Künstlichen in der Parkanlage. Die Kunststationen sind zweiter prägender Bestandteil der Parkanlage und eng auf dessen innere Strukturen bezogen. Sie wurden speziell für ihre Standorte von international tätigen Kunstschaffenden neu geschaffen. Kunststationen wie „Unter den Stangen“ oder „Im Keuper“ (Hans-Dieter Bohnet), das „Grottenloch“ (Michael Singer), das „Gate of Hope“ (Dan Graham) oder das „Sanctuarium“ (Hermann des Vreis) werden im Park ergänzt durch eine zweite Serie von Kunstwerken in Form von „Lyrikstationen“.

 

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