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Ausflugs- und Entdeckungstipp des Landesamts für Denkmalpflege (LAD)

15 Kilometer Kulturdenkmal: eine sommerliche Radpartie auf der Solitudeallee von Stuttgart nach Ludwigsburg

Pressemitteilung Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart

 

Der Sommer ist die beste Jahreszeit für Ausflüge und Radtouren – rund um Stuttgart gibt es viel zu entdecken. Wer einmal schnurgerade unterwegs sein will, dem empfiehlt das Landesamt für Denkmalpflege (LAD) im Regierungspräsidium Stuttgart eine Tour über die Solitudeallee. Eine Radtour entlang des 15 Kilometer langen Kulturdenkmals ist eine kurzweilige Reise durch den Großraum Stuttgart mit vielfältigen Erkenntnissen: An manchen Stellen zeigt sich fast unverändert die Geschichte, an anderen hat sich alles grundlegend verändert.

 

Die Solitudeallee wurde zwischen 1766 und 1768 unter Herzog Carl Eugen als Direktverbindung von Schloss Solitude zur Residenzstadt Ludwigsburg angelegt. Unbeirrt von Topographie und Feldfluren zieht sie sich als schnurgerade Chaussee vom Nordosttor des Schlossgebäudes über Weilimdorf, Korntal, Stammheim und das Lange Feld bei Kornwestheim bis nach Ludwigsburg. „Als landschaftsdurchschneidende Achse ist sie zentraler Bestandteil des barocken Alleensystems des Herzogtums Württemberg und verkörpert so den absolutistischen Herrschaftsanspruch sowie die damit verbundene Erschließung des Territoriums unter der Regentschaft Herzog Carl Eugens“, so heißt es in der Denkmalbegründung des LAD von 1987.

 

Hoch oben am herzoglichen Schloss der Einsamkeit (Solitude französisch für „Einsamkeit“) hat man einen fantastischen Blick über die Keuperstufe hinunter Richtung Ludwigsburg und kann die Weite und Länge der Landschaftsachse erahnen, auch wenn das Schloss Ludwigsburg nicht direkt zu sehen ist. Der steile Hang gleich unterhalb des Schlosses hat Anlass zu mancherlei Spekulationen gegeben. Von sagenhaften Schlittenfahrten im Sommer auf Salz ist in Erzählungen die Rede, freilich nur als Gerücht über die Prunksucht von Herzog Carl Eugen.

 

Im Tal angekommen nutzt die Kreisstraße K 9503 die einst dem Adel vorbehaltene Trasse, bis sie schließlich im Stadtteil Wolfbusch Begleitung von der Stadtbahn bekommt. Die Haltestelle Rastatter Straße am Südrand von Weilimdorf ist einen Abstecher wert: Eine fröhlich bunte Postmoderne begrüßt die ÖPNV-Nutzerinnen und -Nutzer. Im Volksmund wird die 1992 erbaute Haltestelle „Legoland“ genannt.

 

Am Löwenmarkt im Ortskern von Weilimdorf begleitet der Gasthof zum Ritter, in zwei Bauabschnitten 1767 beziehungsweise 1798 errichtet, die Solitudeallee und bringt barockes Ambiente in den ansonsten runderneuerten Ortskern. Durch Wohngebiete in Korntal geht es weiter in Richtung Nordosten, im Blick zurück thront die Solitude als südwestlicher End- und Fluchtpunkt hoch über der Ebene. Als authentisch überlieferter schnurgerader Waldweg stößt die Solitudeallee westlich von Neuwirtshaus auf eine unüberwindliche moderne Barriere und wird dadurch recht jäh unterbrochen: Die B 10 kreuzt vierspurig das Terrain. Dann geht es wieder ruhig weiter zwischen Streuobstwiesen – und bald erkennt man einen weiteren markanten Punkt am Horizont: Der Zellentrakt der JVA Stammheim mit seiner charakteristischen Sägezahnfassade von 1959-1963 liegt direkt an der Strecke. Die JVA Stammheim ist das erste Gefängnishochhaus in Deutschland, das mit seiner zum Zeitpunkt der Einweihung hochmodernen sicherheitstechnischen Ausstattung sowie seinen vergleichsweise komfortablen Zellen architekturgeschichtlichen wie auch bautypologischen Modellcharakter für den modernen und verdichteten Justizvollzug in der Bundesrepublik Deutschland besitzt.

 

Nun folgt der eindrucksvollste Teil der Solitudeallee. Westlich von Kornwestheim geht es durch Wiesen und Felder, das fruchtbare Lange Feld, immer geradeaus. Das Geradeaus und seine Bedeutung für die historische Landesvermessung im 19. Jahrhundert wird im „Garten der Triangulation“ anschaulich erklärt. In Kornwestheim rücken auf der Pflugfelder Höhe wieder moderne Gewerbegebiete an die Solitudeallee heran. Hier wurden neue Alleebäume gepflanzt, die sich ansonsten auf der Strecke rarmachen. Schließlich in Ludwigsburg angekommen, ist plötzlich Schluss. Die Solitudeallee endet unspektakulär an der Bahnstrecke, vom Schloss keine Spur. Man muss auf die Königsallee wechseln, um zum erhofften Schluss- und Höhepunkt der Reise zu gelangen: dem Residenzschloss der Herzöge von Württemberg.

 

 

Anlagen:

Gerne stellen wir Ihnen für Ihre Veröffentlichung Bildmaterial zur Verfügung. Sie können dieses unter https://t1p.de/juzdl abrufen.

 

Bitte geben Sie als Quelle „Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart/Martin Hahn“ (kurz „LAD/RPS, Martin Hahn) an.

 

 

Mit freundlichen Grüßen

 

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