Denkmale

Lagerplätze der Mittelsteinzeit in Rottenburg-Siebenlinden

Bedeutung

Die mesolithischen Lagerplätze in Rottenburg-Siebenlinden gehören zu den bedeutendsten Fundplätzen der Mittelsteinzeit in Deutschland. Bekannte mesolithische Fundstellen in Baden-Württemberg liegen meist unter Felsdächern oder in Höhlen. Freilandfundstellen mit erhaltenen Fundschichten wie in Siebenlinden sind dagegen selten. Die Entdeckungen in Siebenlinden erlauben einen Einblick in Struktur und Organisation der Lagerplätze der letzten Jäger und Sammler in Europa. Überreste von Nahrungsmitteln, Brennstoffen, Werkzeugen und Tieren wurden hier nachgewiesen.

Datierung und Ausgrabungen

Die Fundstellen stammen aus der Mittelsteinzeit (Mesolithikum), der vorgeschichtlichen Periode der letzten Jäger und Sammler in Europa. Diese Phase begann mit dem Ende der Eiszeit um etwa 9600 v. Chr. und endete mit dem Auftreten der Kultur der ersten sesshaften Ackerbauern und Viehzüchter um 5500 v. Chr.

Die Fundstellen liegen am Stadtrand von Rottenburg am Neckar im Landkreis Tübingen, in den Talauen des Neckars. In mehreren Grabungskampagnen wurden hier von 1990 bis 1995 und von 2001 bis 2004 mehr als 550 Quadratmeter archäologisch untersucht. Die Ausgrabungen wurden vom ehemaligen Landesdenkmalamt Baden-Württemberg finanziert und durchgeführt.

Eine große Fundlandschaft

Bei den Ausgrabungen wurden verschiedene Fundstellen unterschieden, die im Laufe der Untersuchungen als Siebenlinden 1, 2, 3, 4 und 5 bezeichnet wurden. Inzwischen ist es nicht mehr möglich, diese als voneinander unabhängige mesolithische Fundplätze zu betrachten. Sie alle gehören zu einer größeren Fundlandschaft, die zu Beginn der Nacheiszeit, des Holozäns, intensiv besiedelt wurde. Damals konnten im Tal des Neckars sowie in den umgebenden Bergen und Hügeln zahlreiche unterschiedliche Ressourcen ausgebeutet werden. Diese ökologischen Bedingungen erlaubten es auch größeren Menschengruppen, hier zu leben.