Denkmale

Café „Süßes Löchle” in Lahr

Nachweis der Denkmaleigenschaft bestärkt Bevölkerung in ihren Erhaltungsbemühungen

Kaffeekultur in einer Kleinstadt

Kaffeeduft dringt aus dem zweigeschossigen Gebäude mit biedermeierlicher Fassade in der Friedrichstraße in Lahr (Ortenaukreis). Im Verkaufsraum liegen wie in vergangenen Kindertagen süße Kostbarkeiten in Glasvitrinen, Gebäckdosen und Bonbongläsern aus. Das eigentliche Café dahinter ist ein beschaulicher Raum mit lederbezogenen Bänken und Marmortischen aus der Zeit zwischen 1890 und 1920. Die Wände sind halbhoch vertäfelt, darüber hängen Ölgemälde heimischer Künstler. Auf den kleinen, mit Blei gefassten Fensterscheiben werden Märchen erzählt. Durch den überdachten Hof gelangt man zum Rückgebäude. Im Erdgeschoss liegt die Back- und Vorrichtstube mit zwei Backöfen: einem gemauerten Ofen aus der Zeit um 1900 und einem elektrischen von 1942. Es scheint, als habe der Bäcker die Stube erst gestern verlassen. Auf Regalen und Tischen liegen noch seine Arbeitsgeräte. An der Decke befinden sich Transmissionsriemen zum Betrieb von Maschinen, in einer Ecke steht ein Bonbontisch zum Ausziehen der süßen „Lutschmasse”.

Hoher Erinnerungswert für die Lahrer Bevölkerung

Für die Stadt Lahr ist das über 100 Jahre alte „Süße Löchle” eine Institution. Schülergenerationen versüßten sich hier Schuleschwänzen und Leerstunden, Geschäftsleute lasen hier in Ruhe ihre Zeitung. Auch die eine oder andere Ehe bahnte sich in diesen Räumen an. Dass das Café mehr als nur persönlichen Erinnerungswert besitzt, bestätigten vor einigen Jahren die Inventarisatoren des Referates Denkmalpflege im Regierungspräsidium Freiburg.

„Süßes Löchle” wird in die Denkmalliste eingetragen

Im November 2005 wurde das Gebäude mitsamt seiner Innenausstattung und dem Zubehör als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung ins Denkmalbuch eingetragen. Die Anregung, sich mit dem „Süßen Löchle” zu beschäftigen kam aus der Lahrer Bevölkerung. Über die Untere Denkmalschutzbehörde gelangte die Anfrage zur damaligen Außenstelle des Landesdenkmalamtes in Freiburg. Zum Zeitpunkt der ersten Ortsbesichtigung durch die Inventarisation wurde der Betrieb noch von einer Verwandten des Kaffeehaus-Gründers Eugen Hildebrand geführt. Doch der Verkauf des Gebäudes stand an und man wollte verhindern, dass das Kleinod in die falschen Hände gelangt.

Außergewöhnlich guter und vollständiger Erhaltungszustand

Es zeigte sich, dass Verkaufsladen, Kaffeestube, Back- und Vorrichtstube sowie die Ausstattung des Ganzen außergewöhnlich gut und vollständig erhalten sind. Sie zeugen auf einzigartige Weise von der „Kaffeekultur” in einer badischen Kleinstadt vor dem Zweiten Weltkrieg. Der Dachstuhl des Hauptgebäudes stammt noch aus dem 18. Jahrhundert. Im Dachbereich war ein Zimmerchen für den Konditor ausgebaut. Auch in der Wohnung im ersten Obergeschoss ist noch die Ausstattung der Zeit um 1900 vorhanden. Neben der „Kaffeekultur” lassen sich daher auch Leben und Arbeiten des Bäcker- bzw. Konditorenmeisters und seiner Gehilfen sehr gut nachvollziehen.

Wissen um Bedeutung des Denkmals fördert Einsatzbereitschaft der Bürger

Die Bestätigung des Denkmalwertes des Gebäudes durch die Landesdenkmalpflege bestärkte die Bürger von Lahr, sich für den Erhalt des „Süßen Löchle” zu engagieren. So gründeten sie eine gemeinnützige Aktiengesellschaft und erwarben mit deren Einnahmen das Anwesen. Jeder Anteilseigner trägt damit zum Erhalt dieses Kleinods bei. Das Café ist heute verpachtet. Die Back- und Vorrichtstube ist als kleines Museum eingerichtet. Auf diese Weise soll der Bestand des „Süßen Löchles” als lebendiges Museum in seinem gewachsenen Umfeld weiteren Generationen erhalten werden.