Denkmale

Stadtwerdung und Entwicklung Ulms im Hoch- und Spätmittelalter

Außergewöhnlich umfangreiche Gesamtauswertung

Seit Oktober 2007 wird im Landesamt für Denkmalpflege das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte Projekt „Stadtwerdung und Entwicklung Ulms im Hoch- und Spätmittelalter” durchgeführt. Kernaufgabe des Projektes ist eine Gesamtauswertung aller bisherigen archäologischen Ausgrabungen im Stadtgebiet von Ulm. Da Ulm in den letzten beiden Jahrzehnten einen der Grabungsschwerpunkte der Mittelalterarchäologie in Baden-Württemberg darstellte, kann ein relativ großer Teil des Altstadtgebietes als archäologisch erschlossen gelten. Insgesamt sollen elf Großgrabungen sowie eine beträchtliche Anzahl weiterer beobachteter Bodeneingriffe in die Auswertung einfließen. Einen Schwerpunkt bildet dabei die Großgrabung Neue Straße, die in den Jahren 2001-2004 einen räumlichen wie zeitlichen Querschnitt durch das Altstadtgebiet geliefert hat.

Systematische Analyse der bisherigen Thesen

Zur Stadtwerdung Ulms wurden von archäologischer Seite, aber auch von Seiten der Historiker bereits verschiedene Modelle entwickelt. Sie bemühen sich im Kern jeweils um die Rekonstruktion des frühen Pfalzortes und die Entstehung und Ausdehnung der späteren staufischen Stadt. Die Forschungsgeschichte zu diesem Themenkomplex reicht in Ulm zurück bis ins 16. Jahrhundert. Zentrales Vorhaben des Projektes ist, die verschiedenen postulierten Entwicklungshypothesen Ulms einer systematischen Analyse zu unterziehen - nicht zuletzt auch das jüngst aufgestellte Modell der dreistufigen Entwicklung der Stadt.

Auswertung der Altgrabungen auf dem Weinhofareal

Der erste Schritt des Projekts umfasste die Auswertung der Altgrabungen auf dem Weinhofareal, die in den Jahren 1940, 1953, 1958, 1961-63 und 1978 stattgefunden haben. Auf diesem im Westen des Stadtkernes gelegenen Geländesporn vermutete die Forschung bislang den Standort einer erstmals in karolingischer Zeit erwähnten Pfalz.

 

Zeitgleich wurden etliche der ebenfalls zu dieser Zeit vorgenommenen Baustellenbeobachtungen aus dem Nachlass von A. Rieber (damalige Stadtgeschichtliche Forschungsstelle der Stadt Ulm) gesichtet. Zahlreiche der durch die Kriegszerstörung bedingten Aufschlüsse und Bauarbeiten haben interessante Einsichten in die Baugeschichte und das Bodenarchiv Ulms geliefert.

Weitere interessante Aufschlüsse mit Ergebnissen zur Frühzeit der Stadtentwicklung sind die Ausgrabungen Münsterplatz, Neuer Bau, Frauenstraße 14, Paradiesgasse, Auf dem Kreuz und Rosengasse, die bereits abgeschlossen sind. Die Ausgrabungen Schelergasse und Vestgasse stehen derzeit noch auf dem Programm.

Auswertung der Grabungen auf dem Areal Grüner Hof

Die Auswertung der verschiedenen Grabungskampagnen auf dem siedlungsgeschichtlich ebenso bedeutenden Areal Grüner Hof konnte bereits parallel in einem Dissertationsvorhaben von Dr. Dorothee Brenner am Institut für Ur- und Frühgeschichte und Archäologie des Mittelalters der Eberhard-Karls-Universität Tübingen fertig gestellt werden.

Weitere Untersuchungen

Ergänzend zur rein archäologischen Auswertungsarbeit werden derzeit auch naturwissenschaftliche, bauhistorische und archivalische Untersuchungen in Angriff genommen. Das komplette Fundmaterial wird von Dr. Uwe Gross gesichtet und für die Gesamtauswertung zur Verfügung gestellt.

Ziel des Projektes

Das Ziel des Projektes ist, die interdisziplinären Auswertungen der verschiedenen Grabungen unter dem Aspekt der frühen Stadtentwicklung in einer Synthese zusammenzuführen und in einen überörtlichen und überregionalen Rahmen zu stellen.

Projektdaten

Das DFG-Projekt wurde für die Dauer von vier Jahren bewilligt. Die Arbeiten laufen seit Herbst 2007. Durch zweimalige Elternzeitpausen verlängert sich die Laufzeit des Projektes bis mindestens 2014.

Weitere Informationen