Die Befestigung einer Stadt ist seit Beginn der Siedlungsgeschichte ein prägendes Element in ihrer jeweiligen Wahrnehmung und Entwicklung. Die erhaltenen Reste nehmen noch heute eine starke Präsenz im Stadtbild ein und erfahren eine hohe Nachfrage in der populärwissenschaftlichen Rezeption. Dabei sind viele der Befestigungen – womöglich gerade wegen ihrer vermeintlichen Bekanntheit – bisher kaum wissenschaftlich erschlossen. Stadtbefestigungen folgen in ihrer Konzeption und Entwicklung einem additiven Prinzip, welches sowohl eine Betrachtung des gesamten Bauwerks als auch einzelner Elemente erlaubt. Charakteristisch gestaltete Torbauten zeichnen ein anderes Bild als funktionale Kurtinenstücke oder hochtechnisierte Außenanlagen. Städtebauliche und fortifikatorische Funktionen werden um administrative und repräsentative Zwecke erweitert. Die dazu existierenden Arbeiten liegen vielfach mehr als 20 Jahre zurück, möchten zu Lasten der Detailfragen einen Überblick bieten oder widmen sich lediglich sehr spezifischen Fragestellungen. Verschiedene Forschungsansätze lieferten jeweils Teilergebnisse, die es nun in dem interdisziplinären Diskurs des Kolloquiums zu vereinen gilt.
Die Stadt Esslingen am Neckar und die Wüstenrot Stiftung vergeben jedes Jahr das Hochwacht-Stipendium zu bauhistorischer Forschung. Das Stipendium hat das Ziel, angehenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern Raum zur konzentrierten Forschung zu bieten und gleichzeitig Publikationen zu fördern, die sich mit den verschiedensten Aspekten der Stadtgeschichte Esslingens befassen.
Für die Dauer von sechs Monaten steht die Esslinger Hochwacht als freie Unterkunft sowie ein Unterhaltszuschuss zur Verfügung. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten werden fachlich durch das Landesamt für Denkmalpflege begleitet.
Katharina Schaller untersuchte 2023 die erhaltenen Reste der Stadtbefestigung von Esslingen. Dabei wurde die Hochwacht als Teil der Stadtbefestigung selbst zum Forschungsgegenstand des Stipendiums. In ihr werden verschiedene Mechanismen der Be- und Überwachung der Stadt ebenso deutlich, wie die täglichen Herausforderungen an das eigentliche Amt des Hochwächters.
Weitere Informationen zum Kolloquium sind dem Faltblatt am Seitenende zu entnehmen.