Denkmale

Isotopenanalysen an Faunenfunden

Mittels der Kombination der Isotopenanalysen von Strontium, Sauerstoff und Kohlenstoff in den Faunenfunden aus den Viereckschanzen sollen ergänzend zu den archäologischen und archäozoologischen Untersuchungen Hinweise auf die Weideregionen im Umland der Anlagen und das zeitgenössische Herdenmanagement sowie Informationen zur Herkunft und - saisonalen – Mobilität einzelner Tiere gewonnen werden. Strontiumisotopenverhältnisse (87Sr/86Sr) in Skelettfunden können Hinweise auf die - geologisch definierte - geographische Herkunft der eisenzeitlichen Nutztiere geben, Sauerstoffisotopensignaturen (18O/16O) erlauben Rückschlüsse auf die geographische Region, die saisonale Zusammensetzung des Trinkwassers und die klimatischen Bedingungen wie Lufttemperatur und –Feuchtigkeit und Kohlenstoffisotopenverhältnisse (13C/12C) liefern Informationen über artspezifische, regionale und saisonale Unterschiede in der Nahrung und Lebensweise dieser Tiere.

Zähne als biohistorisches Archiv

Aus der Anlage Nordheim 1 wurden Zähne von Haus- und Wildtieren sowie Muschel- und Schneckenschalen aus unterschiedlichen Grabenabschnitten und Befunden innerhalb der Schanze analysiert. Beprobt wurde der Zahnschmelz. Dieser unterliegt – im Gegensatz zu Knochen – nach seiner Bildung keinen Umbauprozessen mehr, ist wesentlich widerstandsfähiger gegenüber diagenetischen Einflüssen während der Bodenlagerung und konserviert so die Isotopencharakteristik der Aufenthaltsorte zur Zeit seines Wachstums. Die Zähne wurden an zwei Stellen beprobt, wodurch aufgrund der schichtweisen Schmelzbildung Zeitfenster von bis zu 1 bis 1,5 Jahren erfasst werden und sich Ortswechsel innerhalb dieses Zeitraums erkennen lassen. Die Untersuchung der Schalen von Schnecken und Fluss­muscheln aus den archäologischen Befunden dient der Eingrenzung der lokalen Isotopie.

Weidegebiete und Mobilität

Die geologische Umgebung von Nordheim ist durch Löß, Muschelkalk und Keuper geprägt (Abb. 2). Die Strontiumisotopenwerte der Schnecken und Muscheln spiegeln Löß und Muschelkalk wider (0,70861-0,70950). Die Werte in den Tierzähnen variieren stärker und reflektieren neben Lößregionen häufig auch Keupergebiete (0,70909-0,71234). Demnach sind die Weidegebiete von Rindern, Schafen und Ziegen überwiegend in der nahen Umgebung der Fundstelle zu verorten. Die Haltung der Hausschweine hat sich zusätzlich sowohl auf Muschelkalkregionen bzw. die Schwäbische Alb (0,70731; 0,70816) als auch auf Schwarzwald und/oder Odenwald (0,71384-0,71815) erstreckt. In den zur Waldweide genutzten Wäldern war auch eines der untersuchten Wildschweine heimisch.

 

Die Kohlenstoffwerte liegen in einem Wertebereich, der aufgrund der zur Verfügung stehenden Futterpflanzen zu erwarten ist. Innerhalb der einzelnen Zähne sind keine großen Differenzen zu beobachten. Bei den Sauerstoffisotopen zeigen sich dagegen größere Unterschiede. Diese sind auf die jahreszeitlichen Schwankungen der 18O/16O-Verhältnisse in den Niederschlägen und im Trinkwasser in der Zeit des Zahnwachstums zurückzuführen. Besonders ausgeprägt sind diese Differenzen bei den kleinen Hauswiederkäuern Schaf und Ziege. Warum diese bei Rind und Schwein nicht entsprechend ausgeprägt sind, wird zurzeit untersucht.