Denkmale

Archäobotanische Forschungsergebnisse

 

Die ersten neolithischen Bauern fanden in Mitteleuropa zunächst eine weitgehend von Wald bedeckte Landschaft vor. Sie haben dort zweifelsohne erfolgreich Ackerbau betrieben, denn aus Funden ist bekannt, welche Getreidesorten und Nutzpflanzen angebaut wurden. Welche landwirtschaftlichen Methoden im Neolithikum (5500 v.Chr. - 2000 v.Chr.) und dessen einzelnen Stufen (Altneolithikum/Linearbandkeramik, Mittel-, Jung-, Spät- und Endneolithikum) angewandt wurden, ist jedoch nicht ausreichend belegt. Vieles deutet darauf hin, dass der Wald über lange Zeiträume trotz höherer Siedlungsdichten weitgehend geschlossen blieb, der Anbau auf verhältnismäßig fruchtbaren Böden stattfand und für die Viehhaltung keine großen offenen Weideflächen vorhanden waren.

Zunächst hielt man besonders für die ersten Bauern im bewaldeten Mitteleuropa ein Wald-Feldbau-System für ein plausibles landwirtschaftliches Verfahren. Gerade für das mitteleuropäische Frühneolithikum (5500-5000 v.Chr.) gilt dies inzwischen aber als überholt und man nimmt eine Landwirtschaft auf fruchtbaren Lößböden mit dauerhaften Anbauflächen, die intensiv gepflegt wurden, an (Lüning 2000, S. 49 f.).

Allerdings zeigte sich, dass die Wald-Feldbau-Hypothese gut zu Befunden aus dem Jung- und Spätneolithikum (4400 - 2800 v.Chr.) passt, so dass die Idee wieder aufgegriffen wurde, und zwar zunächst explizit für das Spätneolithikum (3500-2800 v.Chr.) im nördlichen Alpenvorland (Rösch 1987; 1990a; 1996; 2000; 2005). Die entscheidenden Argumente lieferten Beobachtungen in zeitlich hochauflösenden Pollenprofilen aus dem Bodenseegebiet (Rösch 1990b; 1993). Siehe dazu auch den Projektbericht

„Vegetationsgeschichtliche und archäobotanische Untersuchungen zur Landnutzung am Bodensee“

Archäobotanische Befunde

Für das Spätneolithikum ist umfangreicher Ackerbau durch Getreidepollen zweifelsfrei belegt. Dennoch nimmt der Anteil der Pollen von Gräsern und Kräutern kaum zu, d.h. es gibt keine Hinweise auf Brachen, Wiesen oder Weiden. Bei den Gehölzen ist eine Verschiebung der Pollen von den langlebigen Baumarten Rotbuche, Linde und Ulme zu den ausschlagfreudigen und früh fruchtbildenden Pionierhölzern Hasel und Birke festzustellen. Außerdem werden in den entsprechenden Schichten auffällig viele Flugholzkohlepartikel gefunden.

Großreste aus Siedlungen zeigen eine klare Dominanz des anspruchsvollen Hartweizens, was auf eine gute Nährstoffversorgung schließen lässt. Zudem ist eine nur schwache Verunkrautung der Äcker festzustellen, und wenn doch, dann nur mit solchen Arten, die fruchtbare Böden anzeigen. Typische Halmfruchtunkräuter erscheinen hingegen erst im Endneolithikum. Außerdem kommt Sammelobst (wie zum Beispiel der Himbeere) eine große Bedeutung zu, das bevorzugt in Waldsukzessionsstadien wächst.

In Pollenprofilen der Metallzeiten machen sich dann Viehweiden und Kurzbrachen durch eine starke Zunahme der Süßgräser und Kräuter bemerkbar. Der Eintrag von Flugholzkohle ist verhältnismäßig gering und schwankt stark. Die landwirtschaftlichen Methoden sind nun ähnliche, wie sie uns bis in die Neuzeit bekannt sind: ausgedehnte und dauerhafte Feldfluren, Pflugbau, Beweidung der Brachen und Mistdüngung.

Während des Neolithikums müssen den Spuren zufolge Bedingungen vorgeherrscht  haben, die auf wesentlich andere Landnutzungsformen hindeuten. In welchem zeitlichen und geographischen Umfang dies ein Wald-Feldbau-Verfahren gewesen sein könnte, darüber wird kontrovers diskutiert.