Denkmale

Vegetationsgeschichtliche und archäobotanische Untersuchungen zur Landnutzung am Bodensee

Prähistorische Landnutzung – ein Faktor der Kulturlandschaftsentwicklung

Seit Einführung des Ackerbaus in Mitteleuropa wird der Mensch zu einem ökologischen Faktor, da er seinen Lebensraum bewusst verändert. Die Kulturlandschaft, wie wir sie heute vorfinden, ist das Ergebnis eines nunmehr 7500 Jahre andauernden Prozesses. Die Auswirkungen der Eingriffe sind abhängig von der Art der Landnutzung und Besiedlungsdichte im Gebiet. Für die Entwicklung der Kulturlandschaft sind weniger die angebauten Kulturpflanzen und gehaltenen Haustiere von Interesse, sondern vielmehr die zeitlichen Abläufe und die räumliche Strukturierung der Nutzbarmachung des Bodens.

Modelle zur Landnutzung in prähistorischer Zeit

Das westliche Bodenseegebiet war bereits seit dem Neolithikum (ca. 5500-2200 v. Chr.), der Zeit, in der sich der Ackerbau entwickelte, dicht besiedelt. Zahlreiche Pfahlbausiedlungen zeugen davon.  Darüber, wie der Ackerbau aber tatsächlich durchgeführt wurde, herrscht Unklarheit. Ein Modell favorisiert den Daueranbau ohne Brache und Düngung, was jedoch auf Dauer zu einer Erschöpfung der Böden geführt haben müsste. Ein anderes Modell postuliert einen Wald-Feldbau mit Brand und langjähriger Brache auf den Nutzflächen, der aber zu einem enormen Flächenbedarf geführt hätte. Dieses Modell des Wald-Feldbaus geht davon aus, dass kleine Flächen gerodet und dann gebrannt wurden. Nach einer kurzen Nutzungsphase von einigen wenigen Jahren wären die Flächen brach liegen gelassen worden und es hätte sich auf ihnen ein Sekundärwald ausgebildet. Für den Anbau hätten also immer wieder neue Flächen gerodet werden müssen, der Wald wäre stark gestört worden und hätte sich permanent in verschiedenen Phasen der Regeneration befunden. Zwischen Neolithikum und Bronzezeit (2200-800 v. Chr.) vollzog sich ein offensichtlicher Wechsel in der Landnutzungsstrategie. Archäologische, archäozoologische und archäobotanische Untersuchungen haben Hinweise erbracht, dass der südwestdeutsch-nordschweizerische Raum bereits im Verlauf des Endneolithikums von einem Innovationsschub erreicht wurde, so dass hier schon im Vorfeld der Bronzezeit tief greifende wirtschaftliche Veränderungen stattgefunden haben müssen.

Projektziele

Prähistorische Landnutzung ist nur mittels materieller Proxydaten (archäologische Funde und Befunde, bodenkundigen Befunde oder biologische Reste) zu rekonstruieren. Eine Schlüsselrolle bei der Erforschung prähistorischer Landnutzung kommt dabei archäobotanischen Untersuchungen zu: Pollendaten aus Seen und Mooren erlauben es, die Entwicklung der Kulturlandschaft nachzuzeichnen. Als „off-site“-Daten, d.h. Daten, die außerhalb archäologischer Fundstellen erhoben werden, liefern sie Erkenntnisse über das Aussehen der Landschaft.

Ziel des von der DFG-geförderten Projektes ist es, Art und Intensität der Landnutzung in Neolithikum und Bronzezeit anhand ihres Niederschlags in der pollenanalytischen Überlieferung zu bestimmen. Für das Neolithikum soll die Frage nach Daueranbau oder Wald-Feldbau geklärt werden. Für das Projekt konnte auf eine Reihe von älteren Untersuchungen zurückgegriffen werden. Zusätzlich wurden fünf neue pollenanalytische Studien angefertigt, wodurch das westliche Bodenseegebiet nun die pollenanalytisch am besten erforschte Region Europas ist.

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