Denkmale

Experimentelle Rekonstruktion eines jungneolithischen Wald-Feldbaus mit Feuereinsatz – ein fächerübergreifendes Forschungsprojekt

Projektverlauf und -ziele

Bereits seit 1998 werden bei Forchtenberg im Hohenlohekreis auf einem 3 ha großen Waldstück Wald-Feldbau-Versuche mit Brand und anschließendem Getreideanbau durchgeführt. Unter Wald-Feldbau versteht man ein Anbauverfahren, bei dem auf bewaldeten Flächen im Wald stets neue Anbauflächen geschaffen werden, sobald die alten unfruchtbar geworden sind. Der Einsatz dieses Landnutzungsverfahrens ist für das Neolithikum (5500 v.Chr. - 2000 v. Chr.) denkbar. 

Ziel des fächerübergreifenden Forschungsprojektes ist es, die Praktikabilität dieses Anbauverfahrens, sowie den Arbeitsaufwand und die zu erzielenden Erträge abschätzen zu können. Das Projekt ist eine für Mittel­europa bisher einmalige Chance für einen derartigen Lang­zeitversuch.

Versuchablauf und Auswertung

Die Versuche beinhalten den Einschlag einer Waldfläche, das Überbrennen einer Teilfläche der Rodungen, den ein- oder mehrjährigen Getreideanbau sowie eine darauf folgende Brache von 10-15 Jahren, um die Regeneration eines Niederwaldes zu ermöglichen. Zum Vergleich werden auch ein- und mehrjährige Anbauverfahren ohne Brand durchgeführt. Dabei wird der Zeitaufwand für die anfallenden Arbeiten mit nachgebauten neolithischen Werkzeugen ermittelt. Zudem werden allgemeine Erfahrungen über den Getreideanbau beim Wald-Feldbau gesammelt. So zum Beispiel über aufgetretene Verunkrautung, Krankheiten und Schädlinge, die Erträge des Anbaus unterschiedlicher Getreidearten (Weizen, Gerste, Emmer, Einkorn) sowie den Sommer­- und Winteranbau. Darüber hinaus werden die Auswirkungen der jeweiligen Wirtschaftsmaßnahmen auf Böden und Vegetation untersucht und die langfristigen Veränderungen von Vegetation und Bodenoberflächen kartiert und letztere durch mikromorphologische Untersuchungen belegt. Die Dynamik der Nährstoff­mobilisierung im Boden wird ebenso verfolgt wie die gegenwärtig auftretenden Pollenniederschläge, die Rückschlüsse auf entsprechende archäobotanische Befunde erlau­ben. Auch die Konversionsrate Biomasse zu Holzkohle wird ermittelt und der Verbleib der Holzkohle im Boden verfolgt.

Angewandte Methoden bei Brand und Saat

Nachdem die ausgewählte Teilfläche eingeschlagen worden ist, wird das Stammholz entfernt und das Schwachholz zum Trocknen liegen gelassen. Vor dem Brand wird es eingesammelt, zerkleinert und zu einer Walze geformt. Diese Walze wird angezündet und langsam über die Fläche gezogen, um die Bodenoberfläche möglichst gleichmäßig zu überbrennen. Die Ansaat erfolgt einige Tage nach dem Brand. Mit einem Grabstock werden ca. 3-5 cm tiefe Löcher in den Boden gedrückt, das Saatgut eingelegt und anschließend das Loch mit dem Fuß oder dem Grabstock zugedrückt.