Denkmale

Archäozoologie

Ziele der archäozoologischen Untersuchung

Das übergeordnete Ziel der archäozoologischen Untersuchung der Tierknochenfunde ist die funktionale Interpretation der beiden Nordheimer Anlagen. Während der letzten Jahrzehnte unterlagen die Deutung und die Bewertung der süddeutschen Viereckschanzen einem vollständigen Wandel. Die Ausgrabungen in mehreren Viereckschanzen ließen berechtigte Zweifel an deren bis dahin ausschließlich kultisch-ritueller Deutung entstehen. Auch die bisher vorliegenden archäozoologischen Resultate betonen den eher profanen Charakter dieser Anlagen.

 

An die Stelle dieser veralteten, nur zwei Gesichtspunkte berücksichtigenden Fragestellung tritt jetzt ein ganzheitlicher Forschungsansatz: Die bisher entwickelten gesellschaftlichen, politischen und wirtschaftlichen Deutungsansätze der spätlatènezeitlichen Viereckschanzen werden aufgegriffen und die dort enthaltenen Annahmen mit Hilfe zielführender Untersuchungsmethoden der klassischen und der analytischen Archäozoologie einer kritischen Prüfung unterzogen.

Nordheim 1, Gewann „Kupferschmied“

Die archäozoologische Untersuchung der Tierknochenfunde aus der Viereckschanze im Gewann „Kupferschmied“ ist abgeschlossen. Die ca. 12.000 Tierknochenfunde mit einem Gesamtgewicht von ca. 130 kg stammen überwiegend aus den vier Flanken des Umfassungsgrabens. Die Tierknochenfunde verteilen sich nicht gleichmäßig über die vier Flanken des Umfassungsgrabens, sondern bilden mehrere markante Konzentrationen: In der Nord-, Ost- und Südflanke treten Tierknochenfunde gehäuft auf Höhe der verschiedenen Gebäude auf. In der Westflanke markiert eine räumlich eng begrenzte Konzentration von Tierknochen die Position eines brückenartigen Zuganges (Abb. 1).

 

Mit großem Abstand folgen die Fundkomplexe aus den beiden Grubenhäusern, aus zwei Vorratsgruben und aus mehreren Pfostengruben. Die verschiedenen Befunde weisen unterschiedliche Gewichtsanteile der Hausnutztierarten Pferd, Rind, Schwein und Schaf bzw. Ziege auf: Im Umfassungsgraben setzen sich die Tierknochenkomplexe überwiegend aus Rinderknochen zusammen, es folgen die Knochenfunde von Pferd und Schwein. Funde der kleinen Hauswiederkäuer Schaf bzw. Ziege sind selten. In den beiden Grubenhäusern sinkt der Rinderanteil zu Gunsten von Schwein und Pferd, Schafe bzw. Ziegen sind auch hier nur spärlich vorhanden. In den beiden Vorratsgruben begegnet man deutlich erhöhten Anteilen der kleinen Hauswiederkäuer, dagegen sind hier die Knochenfunde von Pferden nur selten anzutreffen.

Nordheim 2, Gewann „Bruchhöhe“

Die hier geborgenen Tierknochen haben ein Gesamtgewicht von ca. 550 kg. Der Löwenanteil von ca. 445 kg stammt aus dem Umfassungsgraben, der Annexgraben lieferte weitere ca. 40 kg Tierknochen. Aus den restlichen Befunden liegen zusätzlich ca. 66 kg Tierknochen vor. Die archäozoologische Untersuchung der Tierknochenfunde aus Nordheim 2, Gewann „Bruchhöhe“ ist noch nicht abgeschlossen.