Denkmale

Ufererosion und Denkmalschutz am Bodensee und Zürichsee

Pfahlbauten und Feuchtbodensiedlungen: Einzigartiges archäologisches Kulturgut

In der Flachwasserzone des Bodensee und in vielen Seen und Mooren im Alpenraum sind ganze Dorfanlagen der Steinzeit und Bronzezeit (von ca. 4300 bis 800 v. Chr.) konserviert. Aufgrund der einzigartigen Erhaltungsbedingungen - organische Materialien wurden in der nassen und sauerstofffreien Umgebung nicht von Mikroorganismen zersetzt - zählen die Pfahlbauten zu den bedeutendsten archäologischen Kulturgütern Europas. Holzgeräte, Bauhölzer, Speisereste, Textilien, Erntevorräte oder auch Fischschuppen, Trüffelsporen sowie tierische und menschliche Parasiten geben Auskunft über die Lebensweise der Bewohner der Pfahlbausiedlungen sowie über ökologische und klimatische Bedingungen. Einbäume der Vorzeit aber auch Schiffswracks und Bauten aus historischer Zeit liegen oftmals noch unerforscht unter Wasser.

 

Zunehmende Zerstörung

Kaum bekannt ist, dass die Flachwasserbereiche der Alpenrandseen heute zum Teil starken Abtragungsvorgängen unterworfen sind. An vielen Uferabschnitten werden die Pfahlbausiedlungen durch Erosion zerstört. Stück um Stück verschwinden jedes Jahr Fundstellen und Funde. Mutmaßliche Auslöser dieses Zerstörungsprozesses sind vor allem die Uferverbauung und der Schiffsverkehr sowie die langfristige Absenkung des Seespiegels. Das Zusammenwirken der einzelnen Faktoren ist jedoch nur ungenügend erforscht.

 

Ein Projekt zur Entwicklung von Handlungsoptionen

Am Bodensee und Zürichsee haben sich Archäologen und Seenforscher im Rahmen des grenzüberschreitenden und interdisziplinären Projektes "Erosion und Denkmalschutz am Bodensee und Zürichsee" zusammengefunden, um geeignete Maßnahmen gegen die Zerstörung der Pfahlbausiedlungen zu entwickeln. Archäologen, Physiker, Limnologen und Sedimentologen arbeiten Hand in Hand. Ziel ist es, die Erosionsvorgänge in der Flachwasserzone besser zu verstehen, gemeinsame Konzepte und Handlungsoptionen zum Schutz der Bodendenkmale zu erstellen und die Öffentlichkeit über die Bedeutung und Gefährdung der Pfahlbauten zu informieren. Anhand einer ausgewählten und repräsentativen Anzahl von Fundstätten am Bodensee und Zürichsee werden der aktuelle Stand der Zerstörung dokumentiert und neue Schutzmaßnahmen in verschiedenen Varianten erprobt. Um die genauen Ursachen der Abspülungsvorgänge zu erkunden, untersuchen Naturwissenschaftler die Mechanismen der Wellendynamik und der Sedimentumlagerung. Das Projekt wird vom 2.1.2009 bis 30.6.2011 realisiert

 

Projektpartner

Das Projekt wird gemeinsam vom Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart, dem Amt für Archäologie des Kantons Thurgau, der Kantonsarchäologie Zürich, dem Institut für Seenforschung des Landes Baden-Württemberg und dem Vorarlberger Landesmuseum getragen. Kooperationspartner sind das Limnologische Institut der Universität Konstanz und das Wasserforschungs-Institut der Eidgenössischen Technischen Hochschulen. Das Projekt ist Teil des Interreg IV-Programmes "Alpenrhein-Bodensee-Hochrhein", einem von der Europäischen Union (EU) und einigen Ostschweizer Kantonen geförderten Regionalprogramm zur Verbesserung der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit.