Geschichte, Auftrag, Struktur

Archäologische Denkmalpflege

Zuständigkeit für 600.000 Jahre Menschheitsgeschichte

Die ersten Spuren des Menschen in Baden-Württemberg, der Unterkiefer von Mauer bei Heidelberg, reichen etwas 600.000 Jahre zurück. Bedeutend jünger sind die ältesten figürlichen Kunstwerke des Menschen aus den Höhlen der Schwäbischen Alb, mit immerhin noch 40.000 Jahren. Die ersten erhaltenen schriftlichen Zeugnisse entstanden erst mit der Ausdehnung des römischen Weltreichs nördlich der Alpen in den Jahrzehnten um Christi Geburt. Die Geschichtsschreibung, wie man sie heute kennt, beginnt in Baden-Württemberg im Mittelalter. Das Leben und Handeln des Menschen im Zeitraum von seiner Entstehung bis ins Mittelalter kann nur die Archäologie anhand der materiellen Hinterlassenschaften erforschen. Bis in die Neuzeit hinein ergänzen archäologische Quellen das historische Wissen.

Der Auftrag ist Erhaltung

Die wichtigste Aufgabe der Archäologischen Denkmalpflege ist es, möglichst viele Fundstellen ungestört zu erhalten, da im Boden liegenden Spuren menschlichen Daseins einmalig sind. Jede Zerstörung eines Bodendenkmals bedeutet den Verlust eines Stückes Menschheitsgeschichte. Die Archäologische Denkmalpflege hat den Auftrag, diese einzigartigen Quellen zu schützen, um sie für die Nachwelt zu bewahren. Nur so kann gewährleistet werden, dass auch in Zukunft eigene Fragen entwickelt und mit neuen Methoden beantwortet werden.

Organisation der Archäologischen Denkmalpflege

Angesiedelt ist die Archäologische Denkmalpflege in den Referaten 84.1 und 84.2 der Abteilung 8 im Regierungspräsidium Stuttgart. Das Referat 84.1 erarbeitet landesweite Leitlinien und Konzepte für den Umgang mit archäologischen Denkmalen und stellt übergreifende technische und naturwissenschaftliche Fachdienste zur Verfügung. Das Referat 84.2 ist für die operative Archäologie in ganz Baden-Württemberg zuständig.

Wie arbeitet die Archäologische Denkmalpflege?

Um sie zu schützen, werden Bodendenkmale mit modernen Prospektionsmethoden ausfindig gemacht. Im Rahmen der Inventarisation werden sie in Listen erfasst und ihre Denkmaleigenschaft beurteilt. Bei anstehenden Bauvorhaben wird die Denkmalpflege frühzeitig in die Bauleitplanung einbezogen und arbeitet auf den Erhalt der Denkmale hin. Bodendenkmale, die nicht erhalten werden können, werden mit modernen Grabungs- und  Untersuchungsmethoden ausgegraben und dokumentiert. Die geborgenen Funde werden dokumentiert, restauriert und bis zur wissenschaftlichen Untersuchung oder Ausstellung in einem Museum im Zentralen Fundarchiv in Rastatt aufbewahrt.

Forschung schafft Wissen für alle

Zu den archäologischen Quellen zählen alle Gegenstände und Überreste menschlichen Handelns mit vorgeschichtlicher Zeitstellung. Dies können Gräber und Siedlungen sein, Wallanlagen und Brunnen, Steinwerkzeuge, Keramiktöpfe und Glasperlen. Häufig sind sie im Gelände kaum zu erkennen oder zunächst unscheinbar und werden erst durch die wissenschaftliche Ansprache zu wertvollen Informationsträgern.

Die Archäologie erforscht alle Aspekte der menschlichen Kultur, die Lebensumstände, Wirtschaftsweise und die Umwelt. Zahlreiche Nachbarwissenschaften sind an den Untersuchungen beteiligt. Hieraus entspringt ein großes Potential an Wissen, das zum Verständnis der Menschheitsgeschichte beiträgt. Die Auswertung und Darstellung der Forschungsergebnisse für die breite Öffentlichkeit gehört daher zu den wichtigen Aufgaben der Denkmalpflege.